Die Meister des menschenverachtenden Frustmanagement sind nicht nur als Diktatoren an der Spitze einiger Staaten anzutreffen. Nein, sie sind mitten unter uns. Als Firmenchefs. Im Jahr 2021!

Zum Glück sind es wenige. Aber immer noch zu viele. Was mag in deren Kindheit falsch gelaufen sein, wenn Manager sich arrogant über andere erheben und sich in ihren Firmen mit Psychofolter durchzusetzen versuchen? Wie zerrüttet muss das Selbstbild solcher Firmenlenker sein, die glauben, mit dem billigen Trick der Einschüchterung mehr Leistung aus Menschen herauszuholen.

Die Tragik lässt sich am Beispiel des Elon Musk plastifizieren. In „Power Play: Tesla, and the Bet of the Century” berichtet der Journalist Tim Higgins (Wall Street Journal) über Elon Musks Wutausbrüche gegenüber Angestellten seiner Firma. Das Thema hat der „Stern“ aufgegriffen.

Musk rastet schnell und dramatisch aus. Und nicht nur das. Auch mit auf Willkür beruhenden Kündigungen geht er nicht zimperlich um. Denn wer seine Leute mit den Worten „Ich dachte, ich hätte dich gestern gefeuert“ konfrontiert beweist nichts weiter, als dass er kein zeitgemäßer Leader, sondern ein Manager von altem Schlag ist. Sein Führungsstil hält mit der Modernität seiner Tesla-Fahrzeuge nicht Schritt. Als Gründer diverser Firmen, nicht nur Tesla, steht Musk natürlich im Rampenlicht. Er wird als hochintelligenter Visionär mit starkem Selbstbewusstsein beschrieben. Letzteres muss man doch anzweifeln, soweit man sich näher mit Persönlichkeitsforschung und -entwicklung beschäftigt hat.

Der Egozentrische kann kein ausgeprägtes „Selbstbewusstsein“ (Synonyme sind Ich-Bewusstsein, Selbstachtung, Selbstsicherheit) haben. Dazu müsste er spüren, was er anrichtet und wissen, dass wer andere nicht achtet, Störungen mit seiner Selbstachtung hat. Musks skurrile und spöttische Auftritte zeigen etwas anderes: Wer andere fertig macht, sucht damit Verbündete, weil er selbst fertig ist. Wer Angst verbreitet geht davon aus, die eigene Angst vor sozialer Auseinandersetzung damit übertünchen zu können.

Besonders auffallend ist im Falle Musk, das er sich keinesfalls mit Gleichstarken, sondern immer nur mit Schwächeren (von ihm abhängigen Führungskräften) und ganz Schwachen (Arbeitern am Fließband) anlegt. Das stellt Higgins anhand vieler Anekdoten in seinem Buch heraus, zu dem sich Tesla bisher nicht äußerte. Musk selbst geht eher defensiv mit dem Thema um und beschreibt seine ausgelebten Aggressionen als „klares und offenes Feedback“, dass missverstanden würde.

Wer einen solchen Chef hat, sollte das Weite suchen, wenn er dazu die Möglichkeit hat. Wer ein solcher Chef ist, sollte zur Bearbeitung seiner Störungen fachliche Hilfe in Anspruch nehmen. Denn psychische Störungen, die an anderen abgearbeitet werden, kommen irgendwann als Bumerang zurück und schlagen zur unpassenden Zeit ein.  

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